Ein echt „cooles“ Musical: Klassenmusiktheaterprojekt der sechsten Klassen der FES-Realschule und des FES-Gymnasium in Kooperation mit der FES-Grundschule
Josef — ein Papasöhnchen. Ein Lieblingssohn. Ein Spinner und ein Schleimer. Ein Penner und ein Schwätzer, ein Selbstüberschätzer. Das singen die wütenden Brüder im Song „Crazy Boy“. Am lautesten: Josefs Bruder Asser. Aber auch Levi, Dan und Judah sind kräftig am Schimpfen und stacheln ihre Brüder an. Sie wollen Papas „Kleinen“ loswerden. Asser will ihn umbringen. Gut, dass da der älteste Bruder Ruben ist, der ihnen ins Gewissen redet. „Ich kann ihn ja auch nicht leiden, aber ihn umbringen?“, sagt er. „Werfen wir ihn lieber da in den ausgetrockneten Brunnen.“
Keine Sorge, dieser Brunnen ist nicht tief. Es sind zu einer Mauer gestapelte, schwarz angemalte Schuhkartons, oben drüber ein Gestell aus dicken Ästen, das in den Proben noch ständig umfiel. Heute Abend steht es aber stabil. Kaum haben Josefs Brüder ihn hinein-geworfen, kommt eine Karawane durchs Publikum spaziert. Mit braunem Stoff bezogenes Styropor in Form von großen Kamelen, getragen und geführt von Grundschulkindern in bunten Kostümen.
Es ist Mittwochabend. Trotz strenger Hygienevorschriften, vorheriger Anmeldung, Abständen, Masken und 2G plus Regel ist jeder Platz im großen Gemeindesaal der Brückengemeinde besetzt mit Eltern, Großeltern, Geschwistern und Freundinnen und Freunden der beiden sechsten Klassen unserer FES-Realschule und unseres FES-Gymnasiums sowie der dritten Klasse unserer FES Grundschule. Die Kooperation der weiterführenden Schulen mit unserer Grundschule für das Musiktheaterprojekt hat inzwischen Tradition: zum fünften Mal schon unterstützt eine dritte Klasse das Klassenmusiktheaterprojekt der 6.Klässler bei ein paar der Liedern und als wertvolle Statisten. Dieses Jahr sind „die Kleinen“ eine Karawane auf dem Weg nach Ägypten, später Wachen des Pharaos und natürlich kräftige Chorsänger-/innen bei den Liedern „Ein echt cooler Träumer“, „Die Karawane“ und „Gute Ernte“.
Die musikalische Leitung des diesjährigen Sechstklässler-Projekts hat der in diesem Jahr zum Vokalteam der FES hinzu gestoßene Musik- und Deutschlehrer Herr Christof Kaminski. Natürlich ist wie immer das gesamte Vokal-Team tatkräftig dabei, und auch Frau Brandt leitet wie gewohnt die Theaterproben, die Requisiten und die Kostüme. Am Klavier sitzt Frau Groth und wird am Schlagzeug, an der Cembe und an der Gitarre unterstützt von Herrn Elsenhans, auch ein langjähriger Musiklehrer an der FES-Realschule. Der Abend begann nach langem Einlass mit einem Begrüßungswort von Schulleiter Herr Borkeloh, der die Wichtigkeit dieser Aufführung betonte. Denn die Sechstklässler/innen, die dort hinter ihm auf der Bühne standen, konnten im letzten Jahr nicht einen einzigen Auftritt durchführen. Von Chorandacht über FES-Tag und Begrüßungsnachmittag bis zum großen FES-Schulkonzert musste alles abgesagt werden. Auch das Klassenmusiktheaterprojekt der fünften Klassen und die Chorprobentage an der Landesakademie für die musizierende Jugend BW in Ochsenhausen.
Umso wichtiger war dieses Projekt, umso aufgeregter waren die Kinder und umso begeisterter das Publikum am Ende der etwa einstündigen Vorführung. Was die Gäste der beiden Vorführungen am Mittwochabend und Donnerstagnachmittag bei beiden Aufführungen nicht sehen konnten: Die vielen Proben seit Schuljahresbeginn, das fleißige Textlernen vorher, die vier intensiven Probentage in der Brückengemeinde, die große Aufregung der Sänger/innen und Schauspieler/innen. Die plötzlichen Quarantänefälle und Krankheitsausfälle, die kurzfristig aufgefangen werden mussten. Das Bangen, ob am Tag der Aufführung eine der großen Rollen doch noch in Quarantäne muss…
Die Schülerinnen und Schüler der beiden sechsten Klassen unseres FES-Gymnasiums und unserer FES-Realschule durften über sich hinaus wachsen und endlich zeigen, zu was sie sängerisch und schauspielerisch in der Lage sind. Nicht nur die großen Rollen des Josef, Jakob, Asser, Mundschenk und Pharao glänzten während der beiden Aufführungen mit ihrem Schauspiel- und sängerischen Talent. Der Chor beeindruckte mit tollen Stimmen, ansteckenden Choreographien und echten Ohrwürmern, die nicht nur den Sängerinnen und Sängern, sondern auch den Besuchern der beiden Aufführungen noch lange im Gedächtnis bleiben wird, so wie die Geschichte von Josef, dem Träumer, der durch Gottes großen Plan von einem verkauften Sklaven zum zweitwichtigsten Mann in Ägypten wurde und so ein ganzes Land vor einer großen Hungersnot bewahrte. Diese Botschaft von Gottes Plan für jeden einzelnen Menschen, so undurchsichtig er auch scheinen mag, bleibt sicher noch sehr lange in den Herzen der Akteure und der Zuschauer hängen.