Der aktuelle Krieg in der Ukraine und die damit deutlich gewordene Abhängigkeit Europas von russischem Gas sowie die Anzeichen eines fortschreitenden Klimawandels machen deutlich, dass wir unseren Lebensstil und unsere in der Industrie eingesetzten Techniken überdenken und anpassen müssen.
Mit drastischen Beispielen wie diesen begann Herr Becker bei seinem Besuch am 24. März seinen Vortrag an der FES Heidenheim. Im Rahmen der Initiative Startup BW Young Talents des Landes in Kooperation mit mehreren Hochschulen hatten wir das Privileg, einen Jungunternehmer bei uns zu haben und für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9G und 10R bestand die Möglichkeit, mit Herrn Becker ins Gespräch zu kommen.
Der Gründer des Unternehmens Carbonauten aus Giengen an der Brenz wird im Frühjahr 2022 die erste große Anlage in Eberswalde bei Berlin in Betrieb nehmen. E‑Auto, PV-Anlagen, Wind- und Wasserkraft… — Ansätze zur Reduktion von CO2 gibt es bereits einige. Was also möchte Herr Becker anders machen? Wie sieht seine Geschäftsidee aus?
Aus Biomasse- und Industrieresten (mit holzigem Anteil) wird mit einer Anlage Biokohlenstoff hergestellt, der folglich zu stabilen Gegenständen weiterverarbeitet wird, die in der Industrie oder im Alltag zum Einsatz kommen können (z. B. Pflanzentöpfe und Kaffeekapseln). Der Kunststoffanteil weltweit könnte so reduziert werden. Das CO2 bleibt dabei in der Biomasse gespeichert (da es nicht verbrannt wird oder verrottet) und kann als natürlicher Dünger eingesetzt werden. Nebenbei werden beim Herstellungsprozess hochwertige Öle und erneuerbare Energie gewonnen, die Unternehmen oder Kommunen mit einer Anlage selbst verwenden können.
In der Pause war Becker von Schülerinnen und Schülern umringt, die eine Menge Fragen hatten, wie etwa: „Wo ist denn hier der Nachteil? Da muss es doch einen geben!“ Fehlanzeige. Herr Becker erzählte in seinem Vortrag auch über Begegnungen mit Investoren, der Engstirnigkeit vieler Industrieller und Politiker, potenzielle Kunden, Work-Life-Balance sowie seinen Visionen mit dem Unternehmen. Einige mitgebrachte Biokohlenstoff-Produkte konnten die Schülerinnen und Schüler anfassen.
Obgleich der teilweise anspruchsvollen Thematiken konnten die Schülerinnen und Schüler einen spannenden und ganz konkreten Einblick in die Welt eines Jungunternehmers bekommen, der mit seiner visionären Art ein wenig an Elon Musk erinnert.
Philip Walter (Lehrer an der FES)